Konfliktkosten erkennen und senken
2. Juli 2025
Konflikte im Unternehmen wirken nicht nur auf das Miteinander, sie erzeugen handfeste wirtschaftliche Belastungen. Studien belegen: Unternehmen verlieren durch Konfliktkosten zwischen 10 und 20 % ihrer Jahrespersonalkosten – teils sogar bis zu 15 % ihres Umsatzes. Das Problem: Diese Verluste erscheinen selten direkt in der GuV oder Bilanz. Sie verstecken sich in Folgepositionen wie Fluktuationskosten, Projektverzögerungen oder sinkender Produktivität. Besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMU) trifft dies hart – denn hier ist jede Ressource kritisch und Fehlsteuerung teuer.
Ist das Thema für Sie relevant?
Ja, wenn Sie:
- wiederholt Probleme in Projekten, Kundenverlust oder längere Entscheidungsprozesse beobachten,
- ungewöhnlich viele Krankheitstage, Kündigungen oder Unruhe in Teams feststellen,
- als Führungskraft überdurchschnittlich viel Zeit mit Spannungen oder internen Eskalationen verbringen,
- das Gefühl haben, dass Leistung, Effizienz und Motivation stagnieren, obwohl das Potenzial vorhanden ist,
Worauf Sie zwingend achten müssen:
- Intransparente Konflikte: Konflikte, die nicht offen ausgetragen werden, erzeugen besonders hohe Kosten,
- Fehlende KPIs: Es gibt kaum etablierte Standards zur Erfassung von Konfliktfolgen – viele Unternehmen tappen im Dunkeln,
- Falscher Umgang: Machtentscheidungen oder „Aussitzen“ eskalieren Konflikte und erzeugen hohe indirekte Folgekosten,
Das Wichtigste auf einen Blick
- Wie Konflikte im Unternehmen messbar werden
- Wie Konfliktkosten in der Praxis erkennbar werden
- Konfliktmanagement beginnt an der Spitze
- Wo Konflikte besonders teuer werden
Wie Konflikte im Unternehmen messbar werden
Konflikte verursachen interne und externe Kosten. Interne Konfliktkosten entstehen durch Produktivitätsverluste, Reibungsverluste und Verzögerungen – extern wirken sie sich auf Kundenbeziehungen, Projekterfolg und Image aus.
Ein typisches mittelständisches Unternehmen mit 50 Mitarbeitenden kann jährlich bis zu 500.000 € an Konfliktkosten erleiden. Diese entstehen durch:
- Projektverzögerungen (z. B. durch Kommunikationsstörungen)
- Fluktuation und Einarbeitungskosten (je Kündigung bis zu 150 % des Jahresgehalts)
- Fehlzeiten durch stressbedingte Krankheiten (Burnout, Depression)
- Nichtabnahme von Leistungen, weil Zielvorgaben nicht erfüllt wurden
- Entgangene Aufträge durch abgesprungene Kunden
Konkret lassen sich folgende Kostenpositionen beziffern:
- Krankheitsbedingte Fehlzeiten und Fluktuation von Mitarbeitern
- Wochenend- und Nachtzuschläge zur Projektrettung bei Terminverzug
- Schadensersatzkosten bei Konflikten mit Kunden
- Nichtabnahme von Leistungen, weil Zielvorgaben nicht erfüllt wurden
- Margenverluste durch Ineffizienz
In der GuV sind diese Positionen nicht als „Konfliktkosten“ sichtbar – sie erscheinen etwa unter „Personalaufwand“, „Beratungskosten“, „Rückstellungen“ oder „Auftragsverluste“. Eine systematische Zuordnung zur Erkennung der Margenverluste durch Ineffizienz ist nur durch eigene KPIs möglich.
Wie Konfliktkosten in der Praxis erkennbar werden
Eine Kombination aus betriebswirtschaftlicher Auswertung und sozialer Sensorik hilft, Konfliktkosten zu erkennen. Relevante Indikatoren sind:
- steigende Fehlzeiten bei einzelnen Teams oder Personen
- erhöhte Fehler- und Nacharbeitsquoten
- überdurchschnittlich viele Projektverzögerungen oder Terminbrüche
Einige der nenneswerten KPIs sind:
- Projekte mit Terminverzug (%) – z. B. mehr als 1 Woche später als geplant,
- Projekte ohne Abnahme (%) – z. B. wegen Unzufriedenheit oder Mängeln,
- Anteil Reklamationen / Aufträge – z. B. mehr als 5 % = kritisch,
- Krankheitstage pro Mitarbeiter/Jahr – z. B. mehr als 15 Tage wäre auffällig,
- Verhältnis bezahlte Stunden vs. Produktive Stunden – z.B. Selbstaufschreibung oder ERP-Auswertung,
Das Ziel sollte sein durch diese KPIs Konfliktkosten als konkreten Bestandteil ins Unternehmenscontrolling zu integrieren, so wie Energiekosten oder IT-Aufwand.
Konfliktmanagement beginnt an der Spitze
Führungskräfte spielen eine Schlüsselrolle im Umgang mit Konflikten – doch im anspruchsvollen Arbeitsalltag fehlen oft Zeit, Klarheit oder das passende Handwerkszeug, um Spannungen frühzeitig zu erkennen und wirksam zu bearbeiten.
In der Praxis zeigt sich:
- Ein erheblicher Teil der Führungszeit fließt in die Bearbeitung von Spannungen, Missverständnissen oder Abstimmungsproblemen.
- Konflikte werden oft spät erkannt oder adressiert, nicht aus Desinteresse, sondern z. B. wegen Zeitdruck, Unsicherheit im Umgang oder der Hoffnung auf Selbstklärung.
- Entscheidungen werden gelegentlich autoritativ getroffen, insbesondere unter Druck – was Beteiligung reduziert und Spannungen verstärken kann.
Empfehlenswert sind:
- Schulungen im frühzeitigen Erkennen und Ansprechen von Konflikten
- klare Zuständigkeiten und Prozesse im Umgang mit Konflikten
Dabei gilt – Konflikte sind Teil jeder Organisation und entscheidend ist, wie damit umgegangen wird. Professionelles Konfliktmanagement ist kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck starker, vorausschauender Führung.
Wo Konflikte besonders teuer werden
Vor allem Projektbasierte Unternehmen (z. B. IT, Bau, Maschinenbau) sind besonders anfällig. Hier wirkt sich jeder Kommunikationsfehler unmittelbar auf Budget, Zeit und Qualität aus. Projekte geraten ins Stocken, Deadlines werden nicht eingehalten, Kunden wandern ab.
Auch Familienunternehmen und inhabergeführte KMU stehen vor besonderen Herausforderungen:
- persönliche Bindungen führen zu Hemmungen im Konfliktaustrag
- fehlende Rollenklärung erzeugt verdeckte Machtkonflikte
- emotionale Spannungen blockieren Entscheidungen über längere Zeiträume
Hier ist der Aufbau einer neutral moderierten Konfliktkultur essenziell, um wirtschaftlichen Schaden zu vermeiden.
Fazit
Konflikte kosten Unternehmen nicht nur Nerven, sondern bares Geld – und zwar in einem Umfang, der viele andere Positionen in der Bilanz übertrifft. Wer diese Kosten nicht erfasst, kann sie nicht steuern. Es ist Aufgabe der Führung, Konfliktkosten sichtbar zu machen, strukturell zu erfassen und professionell zu bearbeiten. Genau hier liegt ein hohes wirtschaftliches Potenzial – denn jedes vermiedene Missverständnis ist ein realisierter Effizienzgewinn.
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Bei weiteren Fragen zum Konfliktkosten erkennen und senken stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.