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Konflikte im Unternehmen

25. Juni 2025

Konflikte gehören zum Alltag jeder Organisation. Doch was auf der Oberfläche wie zwischenmenschliche Reibung wirkt, ist in Wirklichkeit ein hochrelevanter betriebswirtschaftlicher Faktor. Aktuelle Studien und Praxiserfahrungen zeigen, dass ungelöste Konflikte jährlich Milliarden kosten – durch Fehlzeiten, Fluktuation, Innovationsverlust und sinkende Produktivität. Die Herausforderung besteht nicht nur darin, Konflikte zu erkennen, sondern sie systematisch zu verstehen und strategisch zu bearbeiten.

 

Ist das Thema für Sie relevant?

Ja, insbesondere wenn Sie:

  • steigende Krankenstände, Fluktuation oder sinkende Motivation bemerken,
  • das Gefühl haben, dass Konflikte unausgesprochen schwelen,
  • als Führungskraft oder Personalverantwortlicher regelmäßig moderierend eingreifen müssen,
  • Verantwortung für ESG-Kennzahlen oder Arbeitgeberattraktivität tragen,
  • Mitarbeitende aus verschiedenen Generationen, Kulturen oder Fachrichtungen beschäftigen.

 

Worauf Sie zwingend achten müssen

Konflikte sind nicht bloß Kommunikationsprobleme. Sie sind Ausdruck struktureller, kultureller oder psychologischer Dysbalancen. Studien beziffern die verdeckten Konfliktkosten mit bis zu 20 % der jährlichen Personalkosten. Besonders gravierend:

  • Mitarbeiter verlassen das Unternehmen: 60.000 € Kosten pro Mobbingfall, 150 % Jahresgehalt bei jeder Nachbesetzung.
  • Bis zu 50 % der Führungszeit fließen in Reibung, Konfliktlösung oder Eskalationsmanagement.
  • Psychisch bedingte Fehlzeiten durch Konflikte machen 18 % aller Krankschreibungen aus.
  • Verlust an Innovationskraft: Konflikte blockieren Kreativität und Veränderungsbereitschaft.

 

Das Wichtigste auf einen Blick

 

Definition und Verständnis von Konflikten

Ein Konflikt ist mehr als ein Streit: Er entsteht, wenn Ziele, Interessen oder Werte als unvereinbar erlebt werden – mit emotionaler Beteiligung. Entscheidend ist das wechselseitige Bewusstsein über die Gegnerschaft. Konflikte lassen sich unterscheiden in:

  • Funktionale Konflikte, die Innovation ermöglichen
  • Dysfunktionale Konflikte, die destruktiv wirken
  • Sachkonflikte (um Inhalte, Ressourcen, Zuständigkeiten)
  • Beziehungskonflikte (um Anerkennung, Status, persönliche Differenzen)
  • Latente Konflikte, die verdeckt bestehen und irgendwann explodieren
  • Rollenkonflikte und Verteilungskonflikte, häufig in KMU anzutreffen

 

Frühwarnsignale erkennen

Die Eskalationsforschung (Glasl-Modell) beschreibt neun Stufen, beginnend mit unterschwelligen Spannungen bis hin zu destruktiver Vernichtung. Unternehmen, die die folgenden Frühzeichen kennen, können rechtzeitig gegensteuern:

  • Vermehrte Cliquenbildung und Lagerbildung,
  • Autokratischer Führungsstil, Kontrollverlust und Schweigen im Team,
  • Steigende Meeting Frequenz bei gleichzeitig sinkender Ergebnisqualität,
  • Zynismus, Passivität oder übertriebene Harmonie,
  • Fluktuation und steigende Krankmeldungen ohne ersichtlichen Grund.

 

Praxislösungen, Strategien und Systeme

  1. Führungskräfte qualifizieren

Konfliktkompetenz ist kein Soft Skill, sondern Führungspflicht. Seminare zu Empathie, Gesprächsführung, Mediationstechniken und Früherkennung senken die Konfliktkosten signifikant.

  1. Strukturiertes Konfliktmanagement etablieren

Ein internes System sollte klare Eskalationsstufen, Anlaufstellen (HR, Betriebsrat, Konfliktlotsen) und dokumentierte Verfahren bieten. Wichtig: Niedrigschwellige Einstiegsmöglichkeiten wie regelmäßige Feedbackformate sind leicht umsetzbar und können hoch wirksam sein.

  1. KPIs für Konflikte entwickeln

Nur was messbar ist, wird auch gesteuert. Mögliche Indikatoren:

  • Anzahl eskalierter Konflikte pro Quartal,
  • Dauer bis zur Lösung,
  • indirekte Kosten (Fehlzeiten, Fluktuation, Umsatzverluste),
  • Mitarbeiterzufriedenheit (z. B. Net Promoter Score).
  1. Kulturelle Offenheit fördern

Konfliktprävention beginnt bei der Kultur: psychologische Sicherheit, Feedbackrituale, Teamdialoge und Wertediskussionen gehören in den Alltag.

  1. Mediation ermöglichen

Externe Mediatoren, interne Lotsen und Trainings im Umgang mit schwierigen Gesprächen machen Konflikte lösbar, bevor sie eskalieren. Besonders in KMU, wo persönliche Nähe und Loyalität die Professionalisierung erschweren, sind klare Strukturen essenziell.

 

Fazit

Konflikte sind kein Störfaktor, sie sind eine strategische Prüfung für jede Organisation. Besonders kleine und mittlere Unternehmen sind verletzlicher, da enge Strukturen, persönliche Nähe und begrenzte Ressourcen oft eine systematische Konfliktbearbeitung erschweren. Gleichzeitig sind sie auf funktionierende Teams und ein stabiles Betriebsklima angewiesen – jeder Verlust wirkt sich sofort auf Leistung, Kosten und Innovationskraft aus.

Die versteckten Kosten von Konflikten zeigen sich nicht direkt in der Bilanz – aber in Produktivitätsverlust, Fluktuation, Rekrutierungsaufwand und Reputationsschäden. Wer Konflikte ignoriert, riskiert nicht nur operative Einbußen, sondern auch den Verlust von Vertrauen, Motivation und Wettbewerbsfähigkeit.

Unternehmen, die Konflikte frühzeitig erkennen und gezielt bearbeiten, profitieren doppelt: Sie sparen Kosten und stärken gleichzeitig Unternehmenskultur, Resilienz und Attraktivität im Wettbewerb um Fachkräfte. Gerade vor dem Hintergrund von ESG-Anforderungen ist ein professioneller Umgang mit Konflikten ein messbarer Beitrag zur sozialen Nachhaltigkeit.

Die IMB GmbH unterstützt Sie hierbei mit über 25 Jahren Erfahrung und bietet mit dem „Digital CFO Service“ maßgeschneiderte Lösungen auch für das anspruchsvolle Controlling der Konfliktkosten.

Bei weiteren Fragen zu Konflikten in Unternehmen und ihre Auswirkungen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

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