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Unternehmensrestrukturierung

14. Mai 2025

Unternehmensrestrukturierung – wie Sie es richtig tun

In der deutschen Restrukturierungslandschaft ist eines klar: Ohne fundierte Analyse und solide Planung führt kein Weg aus der Krise. Ob Mittelständler oder Konzern – wer sich in finanzieller Schieflage befindet, braucht schnell belastbare Entscheidungsgrundlagen.

Diese beiden Instrumente dominieren dabei die Praxis: Das Independent Business Review (IBR) und das Sanierungsgutachten nach IDW S6. Doch wo liegen die Unterschiede – und welche Rolle spielt strategische Planung?

Dieser Beitrag zeigt, welche Schritte notwendig sind, wie man typische Fehler vermeidet und wie eine Unternehmensrestrukturierung nicht nur rechtlich sicher, sondern auch wirtschaftlich tragfähig aufgestellt wird.

 

Das Wichtigste auf einen Blick

 

Bestandsaufnahme & Transparenz schaffen

 

Bevor eine Unternehmensrestrukturierung gelingen kann, braucht es eine schonungslose und faktenbasierte Bestandsaufnahme. Viele Unternehmen unterschätzen diesen Schritt – sie handeln unter Druck, oft aus dem Bauch heraus. Doch wer nicht klar analysiert, wo die Probleme liegen, trifft Entscheidungen ins Blaue.

Eine effektive Analyse beginnt mit dem Blick auf das Geschäftsmodell: Welche Bereiche sind tragfähig? Wo entstehen Verluste? Wie sieht die aktuelle Liquiditätslage aus, und welche Risiken bedrohen die Zahlungsfähigkeit?

Diese Klarheit ist nicht nur intern notwendig, sondern auch für Kapitalgeber entscheidend. Ohne belastbare Analyse gibt es keine Finanzierung, keine Partnerschaften und keine Sanierungsperspektive. Genau hier setzt das Instrument des IBR an.

 

Independent Business Review (IBR)

 

Das Independent Business Review – kurz IBR – ist eine unabhängige, kompakte Unternehmensanalyse, die in der Praxis meist von Banken, Investoren oder Gesellschaftern eingefordert wird, wenn erste Zweifel an der wirtschaftlichen Stabilität eines Unternehmens auftreten. Ziel eines IBR ist es, innerhalb kürzester Zeit eine verlässliche Grundlage für Entscheidungen zu schaffen. Das betrifft etwa die Prüfung bestehender Kreditlinien, neue Finanzierungsgespräche oder auch strategische Weichenstellungen durch die Eigentümer.

Der besondere Wert eines IBR liegt in seiner Flexibilität. Es folgt keinem festen Standard, sondern wird je nach Anlass und Zielrichtung individuell ausgestaltet. Dennoch umfasst ein professionell erstelltes IBR stets eine fundierte Darstellung der finanziellen Ausgangslage – einschließlich Vermögens-, Finanz- und Ertragslage –, eine Beurteilung der Kapitaldienstfähigkeit sowie eine kritische Überprüfung der Unternehmensplanung – sofern vorhanden. Auch das Geschäftsmodell und dessen Tragfähigkeit im Marktumfeld werden beleuchtet, ebenso wie interne Schwächen, externe Risiken und mögliche Handlungsoptionen.

Ein entscheidendes Merkmal des IBR ist seine Schnelligkeit. Während ein vollumfängliches Sanierungsgutachten mehrere Wochen oder gar Monate in Anspruch nehmen kann, liefert ein IBR oft schon innerhalb weniger Tage belastbare Erkenntnisse – gerade in Phasen, in denen schnelles Handeln gefragt ist. Damit trägt es wesentlich dazu bei, Vertrauen zu schaffen und erste Stabilität in Krisensituationen herzustellen.

 

Sanierungsgutachten nach IDW S6

 

Wenn ein Unternehmen sich nicht nur in einer strategischen Unschärfe, sondern in einer handfesten finanziellen Krise befindet, reicht ein IBR meist nicht mehr aus. In solchen Fällen verlangen Kapitalgeber ein vollständiges Sanierungsgutachten nach dem Standard IDW S6 des Instituts der Wirtschaftsprüfer. Dieses Gutachten erfüllt sowohl betriebswirtschaftliche als auch rechtliche Anforderungen und dient als belastbare Entscheidungsgrundlage bei der Sanierung.

Das Gutachten folgt einem klar strukturierten Aufbau. Zunächst wird geprüft, ob das Unternehmen fortführungsfähig ist – das heißt, ob aus insolvenzrechtlicher Sicht keine Gründe vorliegen, die eine Weiterführung ausschließen. In einem zweiten Schritt wird analysiert, ob das Unternehmen nachhaltig sanierungsfähig ist. Hierfür müssen Kriterien wie Wettbewerbsfähigkeit, Rentabilität, Kapitaldienstfähigkeit, Refinanzierbarkeit und eine ausreichende Eigenkapital- sowie Liquiditätsausstattung erfüllt sein. All diese Punkte werden im Kontext eines Zielbilds des sanierten Unternehmens entwickelt und mit einer integrierten Unternehmensplanung unterlegt.

Die Anforderungen an ein IDW S6-Gutachten sind hoch. Es reicht nicht, bestehende Zahlen zu dokumentieren – vielmehr müssen fundierte Maßnahmen beschrieben und deren Wirkung in einem mehrjährigen Planungshorizont quantifiziert werden. Besonders wichtig ist dabei, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen realistisch sind, von den relevanten Stakeholdern getragen werden und in der Praxis umsetzbar erscheinen.

Ein Gutachten nach IDW S6 stellt damit nicht nur eine Reaktion auf eine Krise dar. Es ist ein strategisches Werkzeug, um die wirtschaftliche Neuausrichtung eines Unternehmens faktenbasiert zu gestalten und sowohl Gläubiger als auch Investoren für einen gemeinsamen Weg zu gewinnen. In vielen Fällen ist es die Voraussetzung, um neue Finanzierungsspielräume zu eröffnen – sei es im Rahmen eines StaRUG-Verfahrens oder außerhalb davon.

 

Strategische Umsetzung

 

Ein gutes Konzept ist wertlos, wenn es nicht umgesetzt wird. Und genau hier scheitern viele Unternehmensrestrukturierungen – weil nach dem Gutachten nichts passiert. Oder weil operative Umsetzung und strategische Ausrichtung auseinanderklaffen.

Was es braucht, ist ein belastbarer Umsetzungsrahmen: Projektmanagement, Monitoring, Controlling. Es geht darum, Maßnahmen zu priorisieren, Verantwortlichkeiten klar zu definieren und regelmäßig Plan-Ist-Vergleiche durchzuführen. So lassen sich Abweichungen frühzeitig erkennen – und Gegenmaßnahmen ergreifen, bevor es zu spät ist.

Professionelles Restrukturierungscontrolling erhöht nicht nur die Erfolgschancen, sondern stärkt auch das Vertrauen der Stakeholder. Denn wer seine Maßnahmen sauber steuert, bleibt handlungsfähig – selbst bei Rückschlägen.

 

Kommunikation & Vertrauen

 

Einer der meistunterschätzten Erfolgsfaktoren: ehrliche und konsistente Kommunikation. Gerade im Mittelstand herrscht oft die Hoffnung, man könne „unter dem Radar sanieren“. Doch das Gegenteil ist der Fall: Wer Stakeholder im Dunkeln lässt, riskiert Vertrauensverlust – und damit Finanzierungsausfälle, Know-how-Abwanderung und operative Unsicherheit.

Eine transparente Kommunikation gegenüber Mitarbeitenden, Gläubigern, Kapitalgebern und Gesellschaftern schafft die notwendige Akzeptanz für notwendige Maßnahmen. Sie reduziert Widerstände, schafft Spielräume – und ist die Voraussetzung dafür, dass auch schwierige Schritte mitgetragen werden.

 

Restrukturierung ist nicht nur Zahlenwerk. Sie ist Vertrauensarbeit.

 

Fazit

Unternehmensrestrukturierung richtig durchführen heißt: analysieren, planen, umsetzen, kommunizieren. Der Prozess beginnt mit klaren Fakten und endet nicht beim Maßnahmenplan, sondern bei dessen erfolgreicher Umsetzung.

Nur wer professionell vorgeht – methodisch fundiert, finanziell abgesichert und strategisch fokussiert – hat in der Krise eine echte Chance auf einen nachhaltigen Turnaround.

Die IMB GmbH bringt über 25 Jahre Erfahrung in der Unternehmenssteuerung ein und stellt mit dem „Digital CFO Service“ individuell zugeschnittene Lösungen für eine präzise Liquiditätsplanung, belastbare Prognosen sowie einen kontinuierlichen Soll-Ist-Abgleich zur Verfügung.

Bei weiteren Fragen zu Unternehmensrestrukturierung stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

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