Turnaround Management
23. April 2025
Turnaround Management
In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit stehen viele Unternehmen – unabhängig von Größe oder Branche – vor existenziellen Herausforderungen. Ob durch konjunkturelle Abschwünge, disruptive Marktveränderungen, fehlerhafte strategische Entscheidungen oder externe Schocks: Die Realität zeigt, dass Krisen nicht nur möglich, sondern oft unausweichlich sind. Besonders für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) kann eine Krise schnell zur Überlebensfrage werden.
Doch wann genau wird aus einer wirtschaftlichen Schieflage eine echte Bedrohung? Welche Hebel müssen in Bewegung gesetzt werden, um einen drohenden Zusammenbruch nicht nur abzuwenden, sondern in einen nachhaltigen Aufschwung umzuwandeln?
Genau hier setzt dieser Beitrag an. Er zeigt, wie ein professionell geplantes Turnaround Management funktioniert – von der Krisenanalyse bis zur Umsetzung – und wie Sie Ihre Unternehmenszukunft sichern können.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Was ist Turnaround Management?
- Wie entsteht eine Krise?
- Welche Phasen umfasst ein Turnaround?
- Welche Maßnahmen führen aus der Krise?
- Besonderheiten bei KMU
- Controlling als Erfolgsfaktor
Was ist Turnaround Management?
Ein Turnaround beschreibt den gezielten Versuch, ein Unternehmen aus einer existenziellen Krise zu führen und langfristig wieder profitabel zu machen. Im Zentrum steht nicht nur die Beseitigung akuter Probleme, sondern eine grundlegende Neuausrichtung. Turnaround Management ist dabei die Summe aller geplanten, analysierten und umgesetzten Maßnahmen zur Wiederherstellung der wirtschaftlichen Stabilität.
Dabei unterscheidet sich das Turnaround Management von klassischen Sanierungsansätzen durch seinen strategischen Fokus, die Notwendigkeit schnellen Handelns und die gleichzeitige Berücksichtigung operativer und finanzieller Komponenten. In vielen Fällen ist das Zeitfenster zur Reaktion eng – Entscheidungen müssen auf belastbaren Daten basieren und kurzfristig wirksam sein. Während Sanierung oft auf rechtliche Verfahren fokussiert ist, geht es im Turnaround darum, strukturelle Defizite ganzheitlich zu beheben. Genau hier scheitern viele Unternehmen: nicht am Willen zur Veränderung, sondern am Fehlen klarer Analysen und entschlossener Umsetzung.
Wie entsteht eine Krise?
Krisen folgen oft einem typischen Verlauf – beginnend mit strategischen Fehlentscheidungen, die nicht rechtzeitig erkannt werden. Diese münden häufig in eine Erfolgskrise, in der wichtige Kennzahlen wie Umsatz, Gewinn oder Rentabilität sinken. Wird hier nicht gegengesteuert, kommt es zur Liquiditätskrise, der gefährlichsten Phase, da sie direkt zur Insolvenz führen kann.
Auffällig ist, dass viele Krisen nicht durch eine einzelne Ursache entstehen , sondern durch komplexe Zusammenhänge, oft durch Defizite im Kompetenzprofil des Managements oder eine unzureichende Anpassung an veränderte Marktbedingungen. Typische interne Auslöser sind mangelhafte Planung, fehlendes Controlling, operative Ineffizienzen oder Investitionsfehler. Extern können Markteinbrüche, technologische Umbrüche oder Finanzierungslücken zu Auslösern werden. Frühindikatoren wie sinkende Margen, stagnierender Cashflow oder Personalfluktuation werden oft übersehen – obwohl sie wertvolle Signale für notwendige Veränderungen sind.
Welche Phasen umfasst ein Turnaround?
Der Turnaround-Prozess gliedert sich typischerweise in fünf aufeinanderfolgende Phasen, deren Verständnis für eine erfolgreiche Umsetzung entscheidend ist:
Krisenerkennungsphase
Hier wird die Krise erstmals bewusst erkannt – häufig zu spät. Es braucht Mut zur Wahrheit und oft externe Hilfe, um die Ursachen klar zu identifizieren.
Analysephase
In dieser Phase werden Ursachen, Stärken und Schwächen systematisch untersucht. Dabei geht es um Zahlen, aber auch um Strukturen, Menschen und Märkte.
Planungsphase
Basierend auf der Analyse wird ein detailliertes Maßnahmenpaket entworfen. Dies umfasst Liquiditätspläne, Restrukturierungsschritte und neue Strategien.
Entscheidungsphase
Stakeholder, insbesondere Geldgeber, müssen von dem Plan überzeugt werden. Die Frage ist: Gibt es Vertrauen in die Sanierungsfähigkeit?
Umsetzungsphase
Die Umsetzung erfordert Disziplin, Tempo und Kontrolle. Hier entscheidet sich, ob der Turnaround gelingt – begleitet von striktem Controlling und laufender Erfolgskontrolle.
Welche Maßnahmen führen aus der Krise?
Erfolgreiches Turnaround Management kombiniert finanzielle Neuausrichtung, operative Effizienz, strategisches Re-Positionieren und personelle Entwicklung. Ausgangspunkt ist eine fundierte Analyse aller Prozesse – intern wie extern. Dabei werden nicht nur Schwachstellen identifiziert, sondern auch Chancen erkannt, etwa in der Neugestaltung von Finanzierungsstrukturen oder der Verbesserung der Außenwirkung.
Ein zentrales Handlungsfeld ist die gezielte Effizienzsteigerung: Prozesse werden optimiert, Kostenpositionen überarbeitet, Strukturen gestrafft. Parallel dazu wird häufig eine strategische Neuausrichtung erforderlich – mit Fokus auf profitable Kundensegmente, neue Märkte oder Digitalisierungspotenziale. Auch rechtliche Themen wie Unternehmensnachfolge, Umstrukturierungen oder Standortentscheidungen können eine Rolle spielen.
Wesentlicher Bestandteil ist eine ganzheitliche Finanzplanung, bei der GuV, Liquidität und Bilanz als integriertes Steuerungssystem betrachtet werden. Gleichzeitig ist es wichtig, Mitarbeiter zu befähigen, aktiv zum Wandel beizutragen – etwa durch gezieltes Coaching und klare Rollenverteilungen. Auch bei Fragen bezüglich der Nachfolge oder strukturellen Veränderungen im Zuge von Unternehmensverkäufen müssen Prozesse transparent, professionell und vertrauensbildend gestaltet werden.
Ein weiterer zentraler Erfolgsfaktor ist ein gutes Bonitätsmanagement, das finanzielle Spielräume erweitert, Risiken reduziert und Investoren sowie Banken Vertrauen gibt. Kontinuierliches Controlling sorgt zudem für Transparenz und die notwendige strategische Steuerung in Echtzeit.
Besonderheiten bei KMU
Bei kleinen und mittleren Unternehmen liegt die Verantwortung für den Turnaround häufig zentral beim Inhaber oder Geschäftsführer. Diese Schlüsselrolle birgt Chancen – aber auch Risiken. Denn oft fehlen Ressourcen, Erfahrung oder das erforderliche Frühwarnsystem, um rechtzeitig zu reagieren.
Gerade in KMU ist Turnaround Management daher nicht nur ein technischer Prozess, sondern ein intensiver Veränderungsprozess, der Mut, Offenheit und externe Expertise verlangt. Strukturen, Abläufe und Entscheidungsprozesse müssen durchleuchtet, vereinfacht und stabilisiert werden – immer mit dem Blick auf die Realität vor Ort.
Hinzu kommen spezifische Herausforderungen: eingeschränkte Finanzierungsmöglichkeiten, personelle Engpässe, begrenzte IT-Infrastruktur oder Abhängigkeiten von Einzelkunden. Auch die Kommunikation mit Banken oder Förderinstitutionen erfordert ein anderes Vorgehen als in Konzernstrukturen. Ein klar strukturierter, nachvollziehbarer Sanierungsplan – kombiniert mit einem realistischen Umsetzungshorizont – schafft hier das notwendige Vertrauen.
Controlling als Erfolgsfaktor
Controlling ist im Turnaround kein bloßes Zahlenwerk, sondern das Rückgrat der gesamten Steuerung. Nur wer seine Zahlungsströme, Margen und Engpässe in Echtzeit kennt, kann valide Entscheidungen treffen. Ein wirksames Controlling verbindet dabei operative Kennzahlen mit strategischer Planung – beispielsweise durch integrierte Planungsmodelle, Szenarioanalysen oder rollierende Liquiditätsprognosen.
Moderne Controlling-Systeme ermöglichen tagesaktuelle Auswertungen, decken Schwachstellen frühzeitig auf und schaffen Transparenz gegenüber Banken, Investoren und Gesellschaftern. Vor allem im Turnaround gilt: Vertrauen entsteht durch Klarheit. Wer sauber dokumentiert, regelmäßig berichtet und auf Abweichungen konsequent reagiert, sichert sich nicht nur die Unterstützung interner Gremien, sondern schafft auch extern Stabilität.
Fazit
Ein erfolgreicher Turnaround ist kein Zufall. Er erfordert klare Diagnosen, stringente Maßnahmen und die Fähigkeit, unter Druck strukturierte Entscheidungen zu treffen. Insbesondere in KMU ist die Rolle des Managements zentral – ebenso wie die rechtzeitige Unterstützung durch erfahrene Partner.
Die IMB GmbH unterstützt Sie hierbei mit über 25 Jahren Erfahrung und bietet mit dem „Digital CFO Service“ maßgeschneiderte Lösungen für Ihre Liquiditätsplanung und Liquiditätsprognose.
Bei weiteren Fragen zu Turnaround Management stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.