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Fortführungsprognose

27. Februar 2025

Fortführungsprognose als Schlüssel zur Krisenbewältigung – Die Zukunft des Unternehmens sichern

Die Weltwirtschaft steht vor erheblichen Herausforderungen. Die Ursachen sind vielfältig und umfassen geopolitische Spannungen, Inflation sowie Energiekosten und gestörte Lieferketten. Russlands Invasion in die Ukraine, Spannungen im Nahen Osten und Konflikte in Asien – darunter der China-Taiwan-Konflikt – belasten zusätzlich die globale Stabilität, treiben Energiepreise in die Höhe und stören Handelsströme. Hinzu kommen Handelskonflikte die Lieferketten beeinträchtigen und das Wirtschaftswachstum bremsen. Diese geopolitischen Spannungen verstärken die wirtschaftlichen Unsicherheiten und verdeutlichen die Notwendigkeit, Risiken frühzeitig zu erkennen und gezielt zu steuern.

In unserer vierteiligen Beitragsreihe haben wir praxisnahe Lösungen vorgestellt, die Unternehmen in der aktuellen Wirtschaftslage unterstützen. Im letzten Teil geht es um die Fortführungsprognose, ein zentrales Instrument zur Sicherung der Unternehmenszukunft. Wir erklären, warum sie so wichtig ist, welche rechtlichen Vorgaben zu beachten sind und worin sich die handelsrechtliche von der insolvenzrechtlichen Prognose unterscheidet. Gleichzeitig geben wir praktische Tipps, wie Geschäftsführer eine fundierte Einschätzung treffen können. Entscheidend sind dabei die Faktoren, die eine positive Prognose begünstigen, sowie die Maßnahmen, die bei einer drohenden negativen Einschätzung ergriffen werden sollten, um finanzielle Stabilität zu sichern und den unternehmerischen Handlungsspielraum optimal zu nutzen.

 

Das Wichtigste auf einen Blick

 

Die Bedeutung der Fortführungsprognose

 

Die Fortführungsprognose ist für Unternehmen ein entscheidendes Instrument, um ihre wirtschaftliche Zukunft realistisch einschätzen zu können. Sie bestimmt, ob die Geschäftstätigkeit in den nächsten zwölf Monaten fortgeführt werden kann oder ob eine Insolvenz droht. Dabei spielt sie sowohl im Handelsrecht als auch im Insolvenzrecht eine zentrale Rolle. Eine positive Prognose bestätigt die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Unternehmens, während eine negative Prognose schwerwiegende Konsequenzen wie Liquidationsbewertungen oder eine Insolvenzantragspflicht nach sich ziehen kann. Besonders in Krisenzeiten ist es für Unternehmen unerlässlich, frühzeitig eine fundierte Einschätzung ihrer finanziellen Situation vorzunehmen, um gezielt Maßnahmen zur Stabilisierung einzuleiten.

 

Unterschied zwischen handelsrechtlicher und insolvenzrechtlicher Fortführungsprognose

 

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen der handelsrechtlichen und der insolvenzrechtlichen Fortführungsprognose. Die handelsrechtliche Prognose nach § 252 HGB ist Teil der Bilanzierung und bewertet, ob ein Unternehmen seine Geschäfte fortführen kann. Solange keine erheblichen Zweifel daran bestehen, dürfen Vermögenswerte weiterhin zu Fortführungswerten bilanziert werden. Falls jedoch ernsthafte Zweifel aufkommen, ist eine explizite Prognose erforderlich. Fällt diese negativ aus, müssen die Vermögenswerte nach Liquidationswerten bewertet werden, was meist eine erhebliche Abwertung mit sich bringt.

Die insolvenzrechtliche Prognose nach § 19 InsO hingegen beurteilt, ob ein Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten zahlungsfähig bleibt. Sie wird insbesondere dann notwendig, wenn Anzeichen für Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung vorliegen. Eine negative Prognose kann eine Insolvenzantragspflicht auslösen, da Geschäftsführer gesetzlich verpflichtet sind, bei drohender Zahlungsunfähigkeit innerhalb von drei Wochen oder bei Überschuldung innerhalb von sechs Wochen einen Insolvenzantrag zu stellen. Beide Prognosen beeinflussen sich gegenseitig: Eine negative insolvenzrechtliche Prognose führt oft automatisch dazu, dass auch die handelsrechtliche Prognose negativ ausfällt. Daher sollten Unternehmen frühzeitig gegensteuern, um finanzielle Risiken zu minimieren.

 

Faktoren für eine positive Fortführungsprognose

 

Damit eine Fortführungsprognose positiv ausfällt, müssen mehrere Faktoren erfüllt sein. Ein entscheidendes Kriterium ist die Sicherung der Zahlungsfähigkeit. Eine detaillierte Liquiditätsplanung für mindestens zwölf Monate ist erforderlich, um sicherzustellen, dass alle fälligen Verbindlichkeiten fristgerecht beglichen werden können. Zudem spielt eine belastbare Ertrags- und Finanzplanung eine wichtige Rolle. Umsätze und Kosten müssen realistisch prognostiziert werden, um eine fundierte Einschätzung der künftigen wirtschaftlichen Entwicklung zu ermöglichen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die externe Finanzierung. Unternehmen müssen darlegen, dass sie über gesicherte Finanzierungsquellen verfügen, sei es durch Eigenkapital, Investoren oder Bankdarlehen. Auch „weiche Patronatserklärungen“ können in die Bewertung einfließen, sofern sie glaubhaft sind. Neben finanziellen Aspekten sind auch operative Maßnahmen wie Kostenreduktion, Restrukturierung und Effizienzsteigerung entscheidend. Eine Neuausrichtung des Geschäftsmodells kann helfen, sich an veränderte Marktbedingungen anzupassen und die langfristige Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

 

Der Prozess der Fortführungsprognose

 

Der Erstellungsprozess einer Fortführungsprognose beginnt mit einer Bewertung der Ausgangslage. Unternehmen müssen prüfen, ob finanzielle Engpässe bestehen oder ob Indikatoren für eine drohende Zahlungsunfähigkeit vorliegen. Anschließend folgt die Erstellung einer Finanzplanung, die Liquiditätsströme und Ertragsentwicklungen berücksichtigt. Dabei sollten Unsicherheiten einkalkuliert und verschiedene Szenarien durchgespielt werden.

Die Szenarioanalyse umfasst eine Bewertung von Best-Case- und Worst-Case-Szenarien. Während ein optimistisches Szenario eine positive Geschäftsentwicklung unterstellt, geht das Worst-Case-Szenario von Umsatzrückgängen und steigenden Kosten aus. Die Realität liegt meist dazwischen, weshalb eine realistische Einschätzung entscheidend ist. Auf Basis dieser Analyse erfolgt die Ergebnisbewertung: Entweder fällt die Prognose positiv aus, was die Fortführung des Unternehmens bestätigt, oder sie ist negativ, was Sanierungsmaßnahmen oder einen Insolvenzantrag erforderlich macht. Abschließend müssen die Ergebnisse dokumentiert und konsequent umgesetzt werden, um die Planung aufrechtzuerhalten und gegebenenfalls nachzusteuern.

 

Folgen einer positiven und negativen Prognose

 

Die Auswirkungen der Fortführungsprognose sind erheblich. Eine positive Prognose bedeutet, dass das Unternehmen zahlungsfähig bleibt und seine Bilanzen weiterhin nach Fortführungswerten erstellen darf. Banken und Investoren werten dies als positives Signal und sind eher bereit, Finanzierungen bereitzustellen. Zudem können geplante Sanierungsmaßnahmen langfristig umgesetzt werden, ohne dass eine akute Insolvenzgefahr besteht.

Fällt die Prognose hingegen negativ aus, sind die Konsequenzen weitreichend. In der Bilanz müssen die Unternehmenswerte nun nach Liquidationswerten bewertet werden, was häufig zu einer drastischen Eigenkapitalminderung führt. Zudem kann eine negative Prognose eine Insolvenzantragspflicht nach § 19 InsO auslösen, da das Unternehmen möglicherweise überschuldet ist. Geschäftsführer tragen hierbei eine hohe Verantwortung, da eine verspätete Antragstellung als Insolvenzverschleppung gewertet werden kann und strafrechtliche Konsequenzen nach sich zieht. Auch Banken und Lieferanten könnten skeptisch werden und ihre Kreditlinien einschränken oder auf Vorkasse bestehen.

 

Turnaround-Management als Gegenstrategie

 

Falls eine negative Prognose droht, können Unternehmen durch Turnaround-Management gezielt gegensteuern. Der erste Schritt besteht in Sofortmaßnahmen zur Liquiditätssicherung. Außenstände müssen konsequent eingetrieben, Lagerbestände reduziert und nicht essenzielle Kosten gesenkt werden. Zudem können Verhandlungen mit Banken und Lieferanten über Zahlungsaufschübe oder neue Kreditlinien hilfreich sein.

Nach der unmittelbaren Stabilisierung folgt eine Ursachenanalyse, um die Hauptprobleme zu identifizieren. Oft sind hohe Fixkosten, unzureichende Marktanpassungen oder ineffiziente Prozesse die Ursache für wirtschaftliche Schwierigkeiten. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit einer strategischen Neuausrichtung, bei der unrentable Geschäftsbereiche abgebaut und profitable Segmente gestärkt werden. Auch eine Anpassung des Produktportfolios oder die Erschließung neuer Märkte kann zur wirtschaftlichen Erholung beitragen.

Parallel dazu müssen Unternehmen ihre interne Struktur optimieren. Eine effiziente Prozessgestaltung und eine gezielte Kostensenkung in Verwaltung und Produktion helfen dabei, die Rentabilität zu steigern. Ein konsequentes Monitoring der finanziellen Lage ist essenziell, um den Erfolg der Maßnahmen zu überprüfen und rechtzeitig nachzusteuern. Kennzahlen wie Cashflow und Gewinnmargen sollten regelmäßig analysiert werden, um die Wirksamkeit des Turnaround-Managements sicherzustellen.

 

Fazit

 

Die Fortführungsprognose ist ein unverzichtbares Instrument für Unternehmen, um finanzielle Stabilität zu gewährleisten und frühzeitig Risiken zu erkennen. Eine fundierte Liquiditäts- und Finanzplanung bildet die Grundlage für eine positive Prognose. Unternehmen, die sich in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befinden, sollten nicht erst abwarten, sondern gezielt Sanierungsmaßnahmen ergreifen. Turnaround-Management kann dabei helfen, Krisensituationen zu bewältigen und das Unternehmen nachhaltig zu stabilisieren.

Die wichtigste Erkenntnis ist: Wer frühzeitig handelt, kann nicht nur Insolvenzen vermeiden, sondern auch das Vertrauen von Investoren, Banken und Geschäftspartnern sichern. Eine realistische und gut dokumentierte Fortführungsprognose ist damit nicht nur eine gesetzliche Anforderung, sondern ein strategisches Steuerungsinstrument für langfristigen Erfolg.

Bei weiteren Fragen zur Fortführungsprognose stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

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