Kreditsicherheiten und ihre Bedeutung bei der Kreditvergabe
26. September 2024
Ausreichend Kapital ist entscheidend für das Überleben und Wachstum kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) – doch der Zugang dazu wird immer schwieriger. Das Kreditneugeschäft bleibt laut KfW erneut hinter dem Vorjahresniveau zurück, während Banken bei der Kreditvergabe weiterhin vorsichtig agieren. Und diese Tendenz nimmt aktuell vor dem Hintergrund der steigenden Insolvenzzahlen stark zu.
In diesem Umfeld verlangen die Kreditgeber verstärkt Sicherheiten, und plötzlich steht das gesamte Unternehmensvermögen auf dem Spiel. Ohne ausreichende Sicherheiten droht vielen KMU der Zugang zu dringend benötigten Finanzierungen versperrt zu bleiben.
Doch wie weit sollten Sie gehen, um Kapital zu erhalten? Wie viel Risiko ist Ihr Unternehmen bereit einzugehen? In einer Zeit, in der Kredite rar und die Anforderungen strenger werden, ist eine durchdachte Strategie für den Einsatz von Sicherheiten unerlässlich – bevor das eigene Unternehmen gefährdet wird.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Was sind Kreditsicherheiten?
- Wie kann man seine Sicherheiten durch Kreditwürdigkeit verbessern?
- Welche Arten der Kreditsicherung gibt es?
- Worauf achten bei der Bewertung von Sicherheiten?
- Wie Banken Sicherheiten bewerten
- Wie entwickelt man eine Kreditsicherheiten-Strategie?
Was sind Kreditsicherheiten?
Eine Kreditsicherheit ist ein Vermögensgegenstand oder eine Verpflichtung, die Sie als Kreditnehmer einem Kreditgeber (z.B. Ihrer Bank) als Garantie für die Rückzahlung Ihres Kredits überlassen. Diese schützt in erster Linie den Geldgeber, indem sie sein Risiko minimiert, seine Finanzierung nicht wiederzubekommen und Geld zu verlieren. Daher sind Kreditsicherheiten insbesondere bei langlaufenden Krediten, unzureichender Bonität sowie hohen Finanzierungssummen üblich.
Falls der Kreditnehmer insolvent geht oder nicht in der Lage ist, den Kredit wie vereinbart zurückzuzahlen, kann der Kreditgeber auf die Sicherheit zugreifen, um den ausstehenden Betrag einzufordern und seine Verluste zu decken. Kreditsicherheiten erhöhen somit das Vertrauen des Kreditgebers in die Rückzahlung des Kredits.
Sie ermöglichen es Ihnen zudem, bessere Kreditkonditionen zu erhalten, da Sie mit ihrer Sicherheit das Risiko eines Zahlungsausfalls reduzieren. Auf der anderen Seite kann es für KMU ohne Sicherheiten schwieriger oder teurer sein, einen Kredit zu bekommen, da der Kreditgeber ein höheres Ausfallsrisiko tragen müsste. Somit schützen Kreditsicherheiten beide Parteien und sind ein essenzieller Bestandteil bei Kreditvergaben.
Wie kann man durch Sicherheiten seine Kreditwürdigkeit verbessern?
Wenn Banken Firmenkredite vergeben, verlangen Sie dafür typischerweise eine Gegenleistung, um das Risiko abzusichern. Die Kreditvergabe hängt stark von Ihrer Bonität ab: Je höher das Ausfallrisiko, desto höher auch Ihre Zinsen und damit Ihre Kreditkosten. Reicht Ihre Bonität nicht aus, können Sie Sicherheiten bei Ihrer Bank hinterlegen, um Ihre Kreditwürdigkeit zu verbessern und die Kreditvergabe zu ermöglichen.
Je nachdem, was Sie als Banksicherheit hinterlegen, reduzieren Sie das Risiko für den Kreditgeber und stärken dessen Vertrauen in Ihre Rückzahlungsfähigkeit. Dies kann außerdem zu besseren Konditionen, wie niedrigeren Zinsen oder höheren Kreditbeträgen führen, und Ihre Kreditwürdigkeit auch für zukünftige Kredite verbessern, da Ihre Bank Sie als verlässlichen und weniger riskanten Geschäftspartner wahrnimmt.
Welche Arten der Kreditsicherung gibt es?
Wenn es darum geht, Sicherheiten bei Banken und anderen Kreditgeber zu hinterlegen, unterscheidet man in der Regel zwischen Personensicherheiten, Real- bzw. Sachsicherheiten und Forderungsabtretungen.
Personensicherheiten
Bei Personensicherheiten haften Geschäftspartner oder Familienangehörige für die Erfüllung der Verbindlichkeiten, wenn der Schuldner seinen Kredit nicht begleichen kann. Reicht die Bonität des Antragstellers nicht aus, kommt häufig die Bürgschaft zum Einsatz: Eine dritte Person mit guter Bonität tritt als Bürge ein und garantiert die Rückzahlung des Kredits, wenn der Kreditnehmer zahlungsunfähig wird. In diesem Fall kann die Bank über den Bürgen die Zahlung durchsetzen.
Neben der Bürgschaft gibt es weitere bürgschaftsähnliche Kreditsicherheiten, wie Garantien und Kreditaufträge, bei denen die dritte Person spezifische Zahlungsverpflichtungen übernimmt. Bei der Schuldmitübernahme wird die dritte Person neben dem Kreditnehmer zum Gesamtschuldner, wodurch der Kreditgeber beide Parteien für die gesamte Kreditsumme in Anspruch nehmen kann.
Für KMU von besonderer Bedeutung sind die öffentlich bereitgestellten Bürgschaften. Diese werden von verschiedenen Institutionen, üblicherweise über Förderbanken, zur Verfügung gestellt. Um eine solche Zusatzsicherheit zu bekommen, erfolgt eine Bonitätsprüfung. Kosten entstehen üblicherweise über sogenannte Avalprovisionen.
Real- bzw. Sachsicherheiten
Im Gegensatz zu Personensicherheiten, bei denen andere Personen für die Rückzahlung haften, beziehen sich Sachsicherheiten auf materielle Vermögenswerte. Sie hinterlegen also sachbezogene Besitzrechte als Sicherheit bei Ihrem Geldgeber. Hier sind einige Beispiele:
- Grundpfandrechte (Hypothek oder Grundschuld): Hierbei werden Grundstücke oder Immobilien als Sicherheit hinterlegt. Diese kann die Bank zwangsversteigern und den Erlös zur Deckung des Kredits verwenden, wenn der Kreditnehmer nicht zahlt.
- Pfandrecht an beweglichen Sachen: Dazu gehören zum Beispiel börsengehandelte Wertpapiere (Aktien, Anleihen, Fonds), Sparguthaben, Schmuck, Antiquitäten, Edelmetalle, Kunstwerke und andere werthaltige Gegenstände.
- Sicherungsübereignung: Bei der Sicherungsübereignung bleiben Sie im Besitz Ihrer Vermögenswerte (z. B. Firmenfahrzeug, Maschinen oder Anlagen), allerdings erhält der Kreditgeber das treuhänderische Eigentumsrecht, bis der Kredit zurückgezahlt ist.
Realsicherheiten geben dem Kreditgeber das Recht, diese Vermögenswerte zu verkaufen, wenn der Kredit nicht bedient wird, wodurch das Risiko für den Geldgeber deutlich sinkt.
Forderungsabtretungen
Da einige Gegenstände für die Kreditgeber mit einem hohen Aufwand verbunden und nur schwer zu veräußern sind, werden Sie nicht gerne als Sicherheit genommen. An ihre Stelle treten daher Forderungsabtretungen, die auch als Zessionen bekannt sind.
Hierbei treten Sie Ihre Forderungsansprüche gegenüber Dritten an Ihren Kreditgeber ab, um Ihr Darlehen zu sichern. Das können zum Beispiel zukünftige Einnahmen aus offenen Rechnungen oder Mieteinnahmen sein, aber auch Ansprüche gegenüber Versicherungsgesellschaften sowie Forderungen aus Guthaben bei anderen Kreditinstituten.
Worauf achten bei der Bewertung von Sicherheiten?
Für einen Kreditgeber ist bei einer banküblichen Sicherheit nicht der aktuelle Wert der Sicherheit relevant, sondern wie viel er dafür bei einem Zahlungsausfall des Kreditnehmers am Markt tatsächlich bekommt. Denn erst dann kann die Bank die Sicherheit auch verwerten. Man spricht vom sogenannten Beleihungswert.
Da Kunden meist mit dem momentanen Verkehrswert der Kreditsicherheit rechnen, kommt es häufig zu unterschiedlichen Vorstellungen zwischen Banken und Kunden, was den tatsächlichen Gegenwert der Sicherheit betrifft.
In diesem Fall hilft nur eins: Transparenz. Suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Bankberater und klären Sie, wie die Sicherheiten bewertet werden. Nur so können Sie den Blickwinkel Ihres Geldgebers verstehen und Ihre Verhandlungsposition abschätzen. Aus Angst vor einer Diskussion über die Herangehensweise der Bewertung den Kredit aufs Spiel zu setzen, kann für KMU fatal sein.
Wie Banken Sicherheiten bewerten
Auch wenn es manchmal so erscheinen mag, dass Banken die von Ihnen gebotenen Sicherheiten willkürlich bewerten, gibt es intern strikte Richtlinien, an die sich Ihr Bankberater zu halten hat. Im Allgemeinen ist der Beleihungswert der Sicherheit niedriger als der gegenwärtige Sachwert, da ein Puffer für einen möglichen Wertverlust während der Kreditlaufzeit einkalkuliert wird.
Hinzu kommt, dass sich die Höhe des Beleihungswertes je nach Art der Kreditsicherung unterscheidet. Unbewegliche Kreditsicherheiten wie Grundschulden und Hypotheken sind für Banken beispielsweise sehr attraktiv, weil der Wert relativ stabil und die Wertermittlung einfach ist. Sparguthaben und Festgelder werden mit der vollen Höhe angesetzt, während bei Versicherungen der aktuelle Rückkaufswert maßgeblich ist.
Anders sieht es bei Wertpapieren und Sachgegenständen aus. Hier werden aufgrund der Volatilität bei festverzinslichen Wertpapieren nur bis zu 75 % des Kurswertes angesetzt, bei Aktien sogar nur bis zu 60 %. Sachgegenstände unterliegen der Abnutzung und der natürlichen Wertminderung. Die genannten Werte können auch schwanken.
Wie entwickelt man eine Kreditsicherheiten-Strategie?
Wenn in Ihrem KMU noch keine Kreditsicherheiten-Strategie vorhanden ist und Sie zukünftig (oder weiterhin) auf Kredite zurückgreifen wollen, sollten Sie sich eine entsprechende Strategie zurechtlegen.
Diese beginnt mit einer Analyse Ihrer Vermögenswerte, die nicht bereits an Banken gegeben wurden, um potenzielle Sicherheiten zu identifizieren. Anschließend bewerten Sie deren Marktwert und versuchen, den Beleihungswert in Erfahrung zu bringen.
Wenn Sie nun einen Kredit oder ein Darlehen benötigen, prüfen Sie, welche Sicherheiten Sie für den jeweiligen Kredit verwenden wollen und können, um das Ausfallrisiko für den Kreditgeber zu minimieren. Erstellen Sie eine Reihenfolge für die noch freien Vermögenswerte zur Absicherung einer Finanzierung. Achten Sie dabei darauf, welche Sicherheiten gleichzeitig Ihre Kreditkonditionen verbessern können.
Auf diese Weise können Sie planen, welche Sicherheiten Sie für welche Kredite reservieren und wann sie diese einsetzen wollen. Diese Strategie sollte außerdem Teil Ihrer Finanzierungsstrategie der nächsten Jahre sein.