Zusammen ist man stärker: Beziehungen zu Banken und Finanzierungspartnern
12. September 2024
Inflation, Preiserhöhungen bei Energie und Rohstoffen, Material- und Personalengpässe, steigende Zinsen und Finanzierungskosten, zunehmende Bürokratie, ein schwacher wirtschaftlicher Ausblick – die Liste der Krisenfaktoren für den deutschen Mittelstand ist lang. Und sie wird auch in naher Zukunft nicht kürzer. Um das Überleben eines Unternehmens zu sichern, führt im Rahmen der KMU-Finanzierung kein Weg an der Hausbank oder einem externen Kreditgeber vorbei. Daher ist eine starke Beziehung zu Banken und Finanzierungspartnern unerlässlich: eine gute Partnerschaft mit Banken ist der Schlüssel, um Stabilität ins Unternehmen zu bringen und langfristig zu wachsen.
In diesem Artikel erfahren Sie, warum externe Kreditgeber wichtig sind, wer zu Außen- und Fremdfinanzierung infrage kommt und was die beiden Partner voneinander erwarten. Außerdem lesen Sie, wie man eine gute Beziehung zum Geldgeber aufbaut und wie externe Berater beim KMU-Banking helfen können.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Die Rolle von Kreditinstituten und Geldgebern
- Klassische Finanzierungspartner von KMU
- Alternative Finanzierungspartner von KMU
- Was erwarten Banken und was erwarten Kunden (KMU)?
- Wichtige Aspekte in der Zusammenarbeit mit Finanzierungspartnern
- Wie man effektiv Vertrauen zu Finanzierungspartnern aufbaut und starke Beziehungen pflegt
- Die Rolle von externen Beratern
Die Rolle von Kreditinstituten und Geldgebern: Warum sind sie so wichtige Stakeholder?
Wenn es um die Stakeholder, also um die Interessensgruppen eines Unternehmens geht, denkt man oft zuerst an Kunden und Lieferanten. Schließlich sorgen sie dafür, dass Sie Ihre Waren und Dienstleistungen erhalten (Lieferanten) und Ihre eigenen Produkte erfolgreich am Markt verkaufen können (Kunden).
Doch auch Banken und andere Geldgeber sind für KMU und deren wirtschaftliches Gefüge unverzichtbar. Ihre Kredite und Darlehen ermöglichen es Unternehmen, Investitionen zu tätigen, Wachstum zu finanzieren und Liquiditätsengpässe zu überbrücken. Ohne diese finanziellen Mittel wären viele KMU heutzutage nicht mehr in der Lage, ihre Geschäftstüchtigkeit aufrechtzuerhalten oder gar auszubauen, wie die massive Zahl an Unternehmensinsolvenzen im Jahr 2024 zeigt.
Sie bieten jedoch nicht nur Kapital, sondern auch Beratung, Expertise, Marktanalysen sowie Zugang zu weiteren Finanzierungsquellen und Investoren. Banken helfen KMU, finanzielle Risiken zu managen, ökonomisch stabil zu bleiben und auf wirtschaftliche Veränderungen zu reagieren. Die Fähigkeit der Banken, maßgeschneiderte Finanzierungslösungen anzubieten, die auf die Bedürfnisse und Herausforderungen von KMU eingehen, macht sie daher zu wichtigen Partnern. Deshalb kann die Rolle von Kreditinstituten und Geldgebern als Stakeholder nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Klassische Finanzierungspartner von KMU
Bei der Finanzierung eines Unternehmens leben KMU häufig von den operativen Gewinnen oder den bereitgestellten Mitteln der Gesellschafter. Da diese einen Großteil ihres Vermögens jedoch frühzeitig ins Unternehmen einbringen und binden, stößt diese Finanzierungsvariante bei Investitionen schnell an ihre Grenzen.
Da kleine und mittlere Unternehmen nicht wirklich vom Kapitalmarkt partizipieren können, weichen viele auf klassische Finanzierungsmöglichkeiten aus. Dazu gehören zumeist Bank- und Förderdarlehen. Der Bankkredit der Hausbank ist nach wie vor eine kostengünstige Variante, um Fremdkapital zu beschaffen. Außerdem kennen regionale Banken den Markt vor Ort und können die wirtschaftliche Situation der KMU in ihrem Umfeld gut beurteilen, wodurch spezifische Kreditangebote möglich sind.
Auch die Zusammenarbeit mit Spezialanbietern für Leasing (Finanzierung von Anlagevermögen) oder Factoring (Finanzierung der offenen Forderungen) sind gängige Optionen, um die Liquidität zu gewährleisten. Und auch Lieferantenkredite, die es Unternehmen ermöglichen, Waren oder Dienstleistungen von ihren Lieferanten auf Rechnung zu kaufen, können für die KMU-Finanzierung genutzt werden. Dabei spielen die Warenkreditversicherer im Hintergrund eine entscheidende Rolle!
Alternative Finanzierungspartner von KMU
Neben den klassischen Geldgebern gibt es je nach Situation und Finanzierungsbedarf auch noch alternative Möglichkeiten der KMU-Finanzierung wie …
- Crowdfunding und -investing: vor allem bei Startups und jungen Wachstumsunternehmen beliebt
- Family Offices und vermögende Privatinvestoren: Das nötige Kleingeld wohlhabender Einzelinvestoren, die Expertise und Netzwerke bereitstellen
- Seed-Funding: für neu gegründete Tochterunternehmen, Finanzierung noch vor dem eigentlichen Markteintritt
- Venture Capital: geeignet für innovative Tech- und Internetfirmen mit einem skalierbaren Geschäftsmodell, die ein hohes Finanzierungsvolumen haben
- Private Equity: Eigenkapitalerhöhung durch institutionelle Investoren, z. B. um eine Unternehmensübernahme zu finanzieren
- ICOs und STOs: Finanzierungsmöglichkeiten mithilfe der Blockchain und Kryptowährungen
Wie Sie sehen, haben KMU inzwischen eine Menge Möglichkeiten, um an zusätzliches Kapital zu kommen. Natürlich ist nicht jede Finanzierungsform für jedes Unternehmen geeignet. Dennoch sollten sich KMU zukünftig mit mehr Finanzierungsoptionen auseinandersetzen als dem klassischen Kredit der Haubank.
Was erwarten Banken und was erwarten Kunden (KMU)?
Wie Banken und Unternehmen miteinander zusammenarbeiten, hängt sehr stark von den beiden Partnern, der Branche und dem Finanzierungsbedarf ab.
Wie eingangs erwähnt, sieht sich der deutsche Mittelstand in den letzten Jahren immer mehr Problemen gegenüber. Um diese wirtschaftlichen Herausforderungen zu stemmen, suchen KMU verstärkt den Kontakt zur Hausbank. Unternehmen erwarten von ihren Kreditgebern jedoch nicht nur Finanzprodukte mit guten Konditionen, zusätzliches Kapital und individuelle Lösungen, sondern auch Unterstützung und Expertise. Im Optimalfall agiert eine Bank als persönlicher Ratgeber, der seine Kunden über die Auswirkungen steigender Zinsen auf die Liquidität des Unternehmens, die Absicherung von Inflation und Energiepreiserhöhungen sowie den wirtschaftlichen Ausblick kompetent berät. Für KMU soll die Bank ein Partner sein, der das Unternehmen und dessen Risiken versteht, auf den Kunden eingeht und mit dem man die wirtschaftlichen Herausforderungen gemeinsam überwinden kann.
Und auch die Banken haben Erwartungen an die Unternehmen. Um ihren Kunden bestmöglich helfen zu können, ist Transparenz in der wirtschaftlichen Situation notwendig. Dadurch erhalten sie einen tieferen Einblick in die Unternehmensrisiken und können bessere Angebote machen. Allerdings wünschen sich Banken und Finanzierungspartner auch mehr Verständnis für ihre Erwartungen und Vorschriften, denen ein Bankberater unterliegt. Das betrifft beispielsweise das Anfordern zusätzlicher Unterlagen oder von Sicherheiten, die manchen Unternehmern zu hoch erscheinen, für die Bank zur Kreditvergabe aber notwendig sind. Darüber hinaus sind Aspekte wie die Einhaltung von Vereinbarungen und pünktliche Rückzahlungen der Kredite, aktives Risikomanagement sowie nachhaltige Geschäftspraktiken (teilweise an ESG-Faktoren angelehnt) unerlässlich.
Wichtige Aspekte in der Zusammenarbeit mit Finanzierungspartnern
Eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Banken und anderen Finanzierungspartnern ist für KMU entscheidend, um finanzielle Stabilität und nachhaltiges Wachstum zu gewährleisten. Wichtige Aspekte sind dabei vor allem:
- Vertrauen: Eine offene und ehrliche Kommunikation ist die Grundlage einer nachhaltig erfolgreichen Partnerschaft. Informieren Sie Ihre Bank frühzeitig über geschäftliche Veränderungen, geplante Projekte oder potenzielle Probleme, um eine transparente Zusammenarbeit und ein starkes Vertrauen aufzubauen.
- Beziehungspflege: Beziehungen müssen gepflegt werden. Deshalb sollte ein regelmäßiger Austausch von Informationen zwischen Bank und KMU stattfinden und nicht erst, wenn es Probleme gibt. Dadurch kann auf Herausforderungen schnell und flexibel reagiert werden und der Partner bleibt auf ihre Ziele fokussiert. Gute persönliche Beziehungen sind entscheidend für Wachstum und beidseitigen Erfolg.
- Unternehmenskennzahlen: Damit Banken eine maßgeschneiderte Lösung für die wirtschaftliche Situation der Unternehmen finden können, benötigen sie Einblicke in das Unternehmen. Doch nicht nur Bilanzen, Jahresabschlüsse und GuV-Rechnungen sind hilfreich, sondern auch Kennzahlen wie Cashflow, ROI oder die einzelnen Liquiditätsgrade.
Wie man effektiv Vertrauen zu Finanzierungspartnern aufbaut und starke Beziehungen pflegt
Um die oben genannten Aspekte zu verdeutlichen, finden Sie nachfolgend drei Beispiele, wie Sie Vertrauen und positive Beziehungen zu Ihren Geldgebern aufbauen.
- Um das Vertrauensverhältnis mit ihren Bankberatern zu stärken, sollten Sie regelmäßig Ihre finanzielle Situation, Entscheidungen und Geschäftsstrategien teilen. Diese detaillierten Einblicke in das Unternehmen können Vertrauen schaffen und zeigen, dass Sie nichts verstecken wollen, sondern die Bank als Partner sehen. Auf der anderen Seite können Sie von Ihrem Finanzierungspartner die verlässliche Durchführung Ihrer Finanzierungen, transparente Konditionen und eine kompetente Beratung erwarten.
- Wenn Sie sehen, dass finanzielle Engpässe oder unerwartete Herausforderungen auf Sie zukommen, informieren Sie Ihre(n) Geldgeber frühzeitig, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Dann bleibt genug Zeit, um einen Plan für Umschuldungen aufzusetzen oder Kreditbedingungen anzupassen. Solch eine proaktive Herangehensweise zeigt Verantwortungsbewusstsein und stärkt das Vertrauen.
- Eine gute Beziehung zu Ihrem Bankberater ist essenziell. Der Aufbau kann auf verschiedenen Wegen erreicht werden, wie zum Beispiel regelmäßige persönliche Treffen oder die Einladung des Bankberaters zu Firmenveranstaltungen. Zeigen Sie zudem Ihre Dankbarkeit und Anerkennung für seine Unterstützung durch positives Feedback, Empfehlungen, Geschäftsessen oder selbstgeschriebene Dankeskarten.
Die Rolle von externen Beratern bei der Optimierung dieser Beziehungen
Allerdings müssen Sie diese Beziehungen nicht alleine aufbauen und pflegen. Insbesondere in kleinen Unternehmen, wo die Buchhaltung oft überlastet und Geschäftsführer häufig eine One-Man-Show sind, können externe Berater eine wichtige Stütze sein. Sie sollten jedoch nicht erst dann hinzugezogen werden, wenn Ihr Unternehmen bereits existenziell bedroht ist. Frühzeitig eingebunden, können Unternehmensberater ihre Vorteile optimal für Ihren Betrieb einsetzen.
Aufgrund ihres umfassenden Fachwissens und ihrer langjährigen Erfahrung im Finanzsektor verstehen sie die Erwartungen und Anforderungen der Kapitalgeber. Dadurch können sie Ihnen helfen, die finanziellen Berichte und Geschäftspläne so zu gestalten, dass die Banken diese entsprechend ihrer Vorgaben akzeptieren, was die Chancen auf eine erfolgreiche Kreditvergabe erhöht. Gleichzeitig können Finanzexperten Ihnen die passenden Finanzierungsquellen und -instrumente vor einem Banktermin näherbringen, sodass Sie im Gespräch bestens vorbereitet sind.
Darüber hinaus nehmen Berater eine objektive Bewertung der finanziellen Situation Ihres Unternehmens vor und prüfen Ihre Geschäftsstrategie, unternehmerische Risiken sowie Ihre Stärken und Schwächen auf Herz und Nieren. Auf diese Weise können sie Empfehlungen abgeben, wie Sie Ihre Kreditwürdigkeit verbessern können. Ein aktives Bonitätsmanagement hilft, nachhaltig bessere Ratingnoten zu bekommen.
Und auch in der Kommunikation mit den Kreditgebern sind Berater von unschätzbarem Wert. Sie stellen nämlich nicht nur sicher, dass die notwendigen Unterlagen vollständig und korrekt ausgefüllt sind, sondern Ihre Bedürfnisse klar und präzise präsentiert werden. Externe Berater stärken so die Zusammenarbeit und das Vertrauen zwischen Ihnen und Ihren Bankberatern, was zu einer stabileren Basis und besseren Finanzierungskonditionen führt.