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20 Maßnahmen, um Liquiditätsengpässen zu begegnen

22. August 2024

In einer Zeit, in der die Märkte und die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung immer dynamischer und unberechenbarer werden, können Liquiditätsengpässe selbst gut geführte und auch große Unternehmen schnell in große Schwierigkeiten bringen. Die positive Nachricht dabei ist: Finanzielle Herausforderungen sind zwar manchmal auf äußere Umstände, viel häufiger jedoch auf grundlegende Fehler in der finanziellen Führung des Betriebes zurückzuführen. Wenn Sie also in einen Liquiditätsengpass geraten, ist es an der Zeit, Ihre Finanzstrategie und -prozesse zu überdenken und verbessern.

In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, wie Liquiditätsengpässe entstehen und welche Gründe es dafür gibt, und welche Maßnahmen und Strategien Ihnen helfen können, akute Engpässe zu überbrücken bzw. von vornherein zu vermeiden. Sehen Sie diese Herausforderung als Chance, Ihre finanzielle Resilienz zu stärken und Ihr Unternehmen auf eine solide Grundlage zu stellen.

 

Das Wichtigste auf einen Blick

 

 

Was ist ein Liquiditätsengpass?

 

Ein Liquiditätsengpass entsteht, wenn Unternehmen keine ausreichenden liquiden Mittel haben, um ihre kurzfristigen Verbindlichkeiten fristgerecht zu begleichen. Stehen also weder Bargeldbestände oder Bankguthaben noch kurzfristig liquidierbare Vermögenswerte zur Deckung ihrer offenen Posten zur Verfügung, kann es eng werden.

Ein solcher Liquiditätsengpass kann ernste Folgen wie Zahlungsverzüge oder die Verschlechterung der Kreditwürdigkeit nach sich ziehen. Wird zu spät oder gar nicht auf den Engpass reagiert, droht sogar die Zahlungsunfähigkeit und damit die Insolvenz. Daher ist es für KMU essenziell, eine präzise Liquiditätsplanung und -überwachung durchzuführen, um solche Engpässe zu vermeiden und die finanzielle Stabilität sicherzustellen.

 

Wie kommt es zu Liquiditätsengpässen?

 

Allerdings geraten nicht nur Unternehmen, die bereits in finanziellen Schwierigkeiten stecken, in Liquiditätsengpässe. Auch gesunde Unternehmen stehen ab und an vor der Herausforderung, einen Liquiditätsengpass überbrücken zu müssen. Dafür kann es sowohl interne als auch externe Gründe geben.

 

Intern verursachte Gründe:

Interne Gründe für Liquiditätsengpässe entstehen oft durch Managementfehler oder betriebsinterne Prozesse. Diese beinhalten:

  • unzureichende Liquiditätsplanung
  • die eigene Rechnungsstellung erfolgt nur unregelmäßig
  • Kunden werden zu lange Zahlungsziele gewährt
  • fehlender Überblick über noch offene Forderungen
  • ineffektives Forderungsmanagement bzw. Mahnwesen
  • hohe Kapitalbindung, bspw. durch den Aufbau des Vorratsvermögens
  • hoher Fixkostenblock
  • zu viele unabgeschlossene Projekte, die meist eine Vorfinanzierung erfordern
  • Geschäftseinheiten sind unrentabel bzw. die Produkte weisen zu geringe Margen auf
  • Rücklagen sind nur in geringem Umfang oder gar nicht vorhanden
  • Privatentnahmen übersteigen die Ergebnisentwicklung

 

Extern verursachte Gründe:

Externe Faktoren, die zu Liquiditätsengpässen führen können, sind oft unvorhersehbar und vor allem schwer zu kontrollieren. Zu ihnen gehören:

  • Schlechte Zahlungsmoral der Kunden bzw. Veränderungen im Zahlungsverhalten der Kunden
  • Liquiditätsengpass, Zahlungsausfall oder Insolvenz bei einem Geschäftspartner
  • Saisonale Schwankungen
  • Steigende Kosten
  • Umsatzeinbußen aufgrund von Krisen, konjunkturellen Einbrüchen und Rezessionen
  • Banken gewähren weniger Kredite aufgrund strengerer Vorgaben

 

 

20 Strategien und Maßnahmen zur Überbrückung von Liquiditätsengpässen

 

Da Liquiditätsengpässe schwerwiegende Folgen für KMU haben können, ist es wichtig, sowohl kurzfristige als auch langfristige Strategien zur Überbrückung dieser Engpässe zu kennen und anzuwenden. Hier sind 20 effektive Maßnahmen bei Liquiditätsproblemen:

 

Kurzfristige Maßnahmen

Um schnell auf Liquiditätsengpässe zu reagieren, sind verschiedene kurzfristige Maßnahmen erforderlich. Diese Strategien helfen, unmittelbare Engpässe zu überbrücken und den Cashflow zu stabilisieren.

  1. Verkauf von Forderungen (Factoring): Beim Factoring verkauft ein Unternehmen seine offenen Forderungen an eine Factoring-Gesellschaft, um sofort liquide Mittel zu erhalten. Dies verbessert zwar die Liquidität, reduziert aber auch die Gewinnspanne durch anfallende Factoring-Gebühren.
  2. Überziehungskredite (Kontokorrentkredit): Ein Kontokorrentkredit ermöglicht es einem Unternehmen, sein Bankkonto bis zu einem bestimmten Limit in Anspruch zu nehmen. Diese Kredite sind flexibel und können schnell Abhilfe schaffen, sind aber oft mit hohen Zinsen verbunden.
  3. Mit Gläubigern sprechen: Unternehmen sollten proaktiv mit ihren Gläubigern kommunizieren, um die Situation zu erklären und mögliche Anpassungen der Zahlungsziele, Zahlungspausen oder Ratenzahlungsvereinbarungen zu verhandeln. Dies kann sofort den Druck herausnehmen und für eine finanzielle Entspannung sorgen.
  4. Rechnungen sofort bzw. zeitnah stellen: Indem Sie Rechnungen direkt nach Erbringung der Leistung ausstellen, geben Sie Kunden keine Gründe für Zahlungsverzögerungen.
  5. Zahlungseingang beschleunigen: Durch kürzere Zahlungsziele, das Einfordern höherer An- oder Teilzahlungen, einen höheren Anteil von Bar- oder Kartenzahlungen und das Anbieten von Skonto für frühzeitige Zahlungen kann der Zahlungseingang ebenfalls beschleunigt werden.
  6. Forderungen konsequent eintreiben: Jeder Zahlungsverzug Ihres Kunden hat Einfluss auf Ihr Unternehmen. Sie sollten ausstehende Zahlungen aktiv verfolgen und bei Bedarf Mahnungen versenden oder Inkassobüros einschalten.
  7. Bestandsabbau: Bestände binden immer Kapital. Der Abbau von Vorräten und Lagerbeständen durch entsprechende Verkaufsaktionen kann schnell liquide Mittel freisetzen. Dies sollte jedoch sorgfältig geplant werden, um keine Engpässe bei zukünftigen Lieferungen zu verursachen.
  8. Kurzfristige Kredite: Kurzfristige Bankkredite oder Überbrückungshilfen von Finanzinstituten, wie der KfW und den Förderbanken der Länder, können schnell Geld bereitstellen. Diese Kredite sollten jedoch nur in Anspruch genommen werden, wenn die Rückzahlung gesichert ist,. Bei einem Liquiditätsengpass haben Sie jedoch eine schlechtere Verhandlungsposition, weshalb Sie unter Umständen schlechtere Konditionen akzeptieren müssen.
  9. Abrechnung in Teilen oder nach Aufwand: Anstelle sich erst nach Projektabschluss bezahlen zu lassen, kann eine Abrechnung in Teilbeträgen (bspw. 30 % bei Bestellung oder Vertragsabschluss, 30 % in der Mitte, 40 % am Ende) oder nach Aufwand (monatlich geleistete Stunden) die Liquidität verbessern, da so regelmäßigere Zahlungseingänge gewährleistet sind. Das ist für KMU insbesondere bei großen Projekten sinnvoll.
  10. Tilgung von Krediten aussetzen: Unternehmen können mit ihren Kreditgebern sprechen, um die Tilgung von bestehenden Krediten vorübergehend auszusetzen. Dies kann die monatlichen Ausgaben erheblich reduzieren und sofort Liquidität freisetzen.
  11. Sale-and-lease-back-Prinzip: Beim Sale-and-lease-back verkauft ein Unternehmen Vermögenswerte wie Fahrzeuge oder Maschinen an einen Leasingpartner und least sie anschließend zurück. Dies setzt gebundenes Kapital frei und verbessert kurzfristig die Liquidität, während die Nutzung der Vermögenswerte weiterhin in vollem Umfang möglich ist.

 

Langfristige Maßnahmen

Für eine nachhaltigere Lösung von Liquiditätsproblemen brauchen KMU langfristige Strategien. Diese zielen darauf ab, die finanzielle Stabilität des Unternehmens zu gewährleisten und zukünftige Engpässe zu vermeiden.

  1. Liquiditätsplanung und -kontrolle: Ein kontinuierliches Liquiditätsmanagement hilft Ihnen, Engpässe frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden. Dies beinhaltet die Überwachung von Liquiditätskennzahlen, das Erstellen von Liquiditätsplanungen und das Anpassen der Finanzstrategie.
  2. Rücklagen bilden: Unternehmen sollten versuchen, Liquiditätsreserven aufzubauen, um für unvorhergesehene Engpässe gewappnet zu sein. Dies kann durch die Ansammlung von Überschüssen in guten Zeiten oder durch das gezielte Anlegen von kurzfristig verfügbaren Geldmitteln geschehen.
  3. Verbesserung des Forderungsmanagements: Ein effizientes Forderungsmanagement, das die Kreditwürdigkeit der Kunden prüft sowie die Installation eines effektiven Mahnwesens, können dazu beitragen, Zahlungsausfälle zu minimieren und die Liquidität zu verbessern. Automatisierte Systeme können KMU hierbei unterstützen.
  4. Investitionen hinterfragen: Unternehmen sollten geplante Investitionen regelmäßig überprüfen und nur diejenigen tätigen, die einen klaren Nutzen für das Unternehmen bringen. Manchmal geht es auch eine Nummer kleiner oder zu einem späteren Zeitpunkt, um unnötige oder risikoreiche Investitionen zu vermeiden.
  5. Umwandlung von Kontokorrentkrediten in reguläre Kredite: Um hohen Zinsen von dauerhaft in Anspruch genommenen Kontokorrentkrediten zu entgehen, können Unternehmen versuchen, diese in reguläre Kredite mit niedrigeren Zinssätzen und laufender Tilgung umzuwandeln. Dies reduziert die Finanzierungskosten und erhöht die Planbarkeit.
  6. Diversifizierung der Einnahmequellen: Durch die Erweiterung des Produkt- oder Dienstleistungsportfolios diversifizieren Sie Ihre Einnahmequellen und reduzieren das Risiko von Einnahmeausfällen. Dies trägt zur Stabilisierung des Cashflows bei.
  7. Ausgaben senken: Der einfachste Weg, die Liquidität langfristig zu verbessern? Sparen. Eine regelmäßige Überprüfung und Senkung der Ausgaben können die Kostenstruktur erheblich verbessern. Einsparpotenziale lassen sich zumeist in verschiedenen Bereichen eines Unternehmens wie der Beschaffung, der Verwaltung, der Finanzierungsstruktur und dem operativen Betrieb identifizieren und nutzen.
  8. Vermögensgegenstände vermieten: Unternehmen können ungenutzte oder unterausgelastete Ressourcen wie Räume, Lagereinheiten oder Maschinen vermieten, um zusätzliche Einnahmen zu generieren. Bewegliche Güter können Sie sich eventuell mit anderen Unternehmern teilen.
  9. Fördermaßnahmen prüfen: Mithilfe von staatlichen Förderprogrammen und Subventionen besteht die Möglichkeit, Investitionskosten zu senken und gleichzeitig die Liquidität zu schonen. Es kann sich daher lohnen, regelmäßig verfügbare Förderprogramme zu prüfen und in Anspruch zu nehmen.

 

Fazit

 

Für KMU ist es essenziell, die Ursachen für Liquiditätsengpässe zu verstehen und proaktiv sowohl kurzfristige als auch langfristige Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Im besten Fall werden die daraus entstehenden Folgen abgemildert oder sogar vermieden. Mithilfe kurzfristiger Strategien können KMU schnell Abhilfe schaffen und Liquiditätsprobleme zeitnah überbrücken, während über die langfristigen Maßnahmen eine stabile Grundlage geschaffen wird, damit KMU in Zukunft gar nicht erst in solche Liquiditätsengpässe geraten.

Prüfen Sie also, welche der Maßnahmen Sie heute noch ergreifen können, um entsprechend vorbereitet und handlungsfähig zu bleiben!

 

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