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Wie KMU in 6 Schritten eine präzise Liquiditätsplanung erstellen

8. August 2024

Kennen Sie das Gefühl, ständig am finanziellen Abgrund zu balancieren, weil Sie Ihr Unternehmen ausschließlich mit dem Geld führen, das gerade reinkommt? Geld in der Kasse bedeutet Fortschritt, aber sobald Ebbe herrscht, bleibt nur die Hoffnung, dass am Monatsende genug übrig ist, um allen Verpflichtungen nachzukommen. Viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) finden sich genau in dieser prekären Lage wieder. Trotz teils hoher Umsätze bleibt oft nicht genügend Geld übrig, um geschäftlich zu überleben. Das zeigt sich auch im Anstieg der Forderungsausfälle und Insolvenzen (über 11.000) im 1. Halbjahr 2024.

Ohne klare Sicht auf Ihre zukünftigen Geldflüsse riskieren Sie nicht nur Ihre finanzielle Stabilität, sondern auch die Verwirklichung Ihrer unternehmerischen Visionen sowie das in Sie gesetzte Vertrauen Ihrer Lieferanten und Geschäftspartner. Hier kommt die Liquiditätsplanung ins Spiel. In diesem Artikel erfahren Sie, wie eine Liquiditätsplanung definiert ist, warum Sie für KMU relevant ist und wie Sie mit wenigen Schritten zum Ziel kommen, um Ihr Unternehmen stabiler aufzustellen.

Das Wichtigste auf einen Blick

 

 

Was ist eine Liquiditätsplanung?

Eine Liquiditätsplanung ist ein vielseitiges finanzielles Instrument, bei der zukünftige Geldmittelzuflüsse und -abflüsse eines Unternehmens über einen bestimmten Zeitraum dargestellt werden. Meist wird solch eine Planung auf monatlicher, vierteljährlicher oder jährlicher Basis erstellt. Sie bietet Ihnen einen Überblick darüber, wie viel Geld Ihr Unternehmen voraussichtlich einnehmen und ausgeben wird. So erkennen Sie auf einen Blick, wie Ihre zukünftige finanzielle Situation aussehen wird und wann mögliche Bedarfe an zusätzlichen Geldmitteln entstehen.

Die Planung umfasst in der Regel die Einnahmen und Ausgaben aus der operativen Tätigkeit, Ausgaben für Investitionen sowie Zu- und Abflüsse im Rahmen der Finanzierungstätigkeit. Sind all diese Informationen zusammengeführt, ermöglicht die daraus resultierende Liquiditätsplanung es Ihnen, Ihre Liquidität zu überwachen, fundierte strategische Entscheidungen zu treffen und rechtzeitig sicherzustellen, dass immer ausreichende finanzielle Reserven vorhanden sind.

 

Warum ist eine Liquiditätsplanung für KMU so wichtig?

Kleine und mittlere Unternehmen scheitern häufig daran, dass ihnen das Geld ausgeht. Da KMU oft mit begrenzten Ressourcen arbeiten und stärker von wirtschaftlichen Schwankungen betroffen sind als große Unternehmen, ist ein solides Liquiditätsmanagement aus mehreren Gründen wichtig:

  1. Finanzielle Stabilität: Eine Liquiditätsplanung für die kommenden Monate hilft KMU, Einnahmen und Ausgaben im Blick zu behalten und sicherzustellen, dass genügend Gelder vorhanden sind, um die laufenden Verpflichtungen wie Gehälter, Lieferantenrechnungen und andere Ausgaben zu decken. Sie ermöglicht es zudem potenzielle Liquiditätsengpässe frühzeitig zu erkennen und Gegenmaßnahmen zu ergreifen, bevor sie zu ernsthaften Problemen führen.
  2. Entscheidungsfindung: Eine Liquiditätsplanung liefert KMU wichtige Informationen für die Erstellung von Finanz- und Investitionsplänen, um Wachstumschancen optimal zu nutzen. Sie unterstützt KMU dabei, fundierte Entscheidungen zu treffen, etwa ob sie Ausgaben reduzieren, in neue Projekte investieren oder zusätzliche Finanzmittel aufnehmen sollten. So lassen sich finanzielle Ziele realistisch setzen und Ressourcen effektiv einsetzen.
  3. Vertrauen von Geldgebern: Für KMU ist der Zugang zu externen Finanzmitteln oft entscheidend für das Überleben und auch das Wachstum. Kreditgeber möchten jedoch sicherstellen, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Verpflichtungen zu erfüllen. Eine solide aufgebaute Liquiditätsplanung zeigt Kreditgebern, dass das Unternehmen seine Finanzen im Blick hat, sorgfältig plant und managt. Dies kann das Vertrauen stärken und den Zugang zu Kapital erleichtern.

 

Grundlagen der Liquiditätsplanung

Eine Liquiditätsplanung bildet die Grundlage für die Planung und Überwachung der Geldflüsse eines Unternehmens. Es gibt hierbei mehrere Komponenten zu berücksichtigen.

Zeitperioden

Liquiditätsplanungen können entweder kurzfristig oder langfristig sein. Kurzfristige Planungen decken typischerweise Zeiträume von einem Monat bis zu sechs Monaten ab und fokussieren sich auf den unmittelbaren Geldbedarf. Langfristige Planungen umfassen hingegen meist Zeiträume von mehr als sechs Monaten und konzentrieren sich auf die Planung von Investitionen und Expansionsmöglichkeiten. Wie Sie sehen, können Sie mit beiden Ansätzen unterschiedliche finanzielle Ziele und strategische Zwecke verfolgen.

Einnahmen und Ausgaben

Eine Liquiditätsplanung umfasst sowohl die erwarteten Einnahmen als auch die geplanten Ausgaben. Einnahmen beinhalten vor allem Umsätze aus dem Verkauf der Waren und Dienstleistungen sowie andere Einnahmequellen, wie beispielweise Zuflüsse weiterer Finanzmittel von Banken und Investoren. Zu den Ausgaben zählen neben fixen und variablen Kosten ebenfalls Mittelabflüsse aufgrund der Investitionstätigkeit oder die Rückführung der Darlehensverbindlichkeiten in Form von Tilgungsleistungen.

 

6 Schritte zur Erstellung einer Liquiditätsplanung

Die Erstellung einer Liquiditätsplanung erfordert eine systematische Herangehensweise. Hier sind sechs Schritte, um eine präzise und aussagekräftige Planung zu erstellen:

  1. Zeitraum festlegen: Der erste Schritt besteht darin, den Zeitraum der Liquiditätsplanung zu definieren. Bei der täglichen, wöchentlichen und monatlichen Betrachtung handelt es sich um eine kurzfristige Liquiditätsplanung. Eine langfristige Planung deckt einen jährlichen bzw. mehrjährigen Zeitraum ab.
  2. Historische Daten sammeln: Finanzdaten der vergangenen Jahre wie eine Gewinn- und Verlustrechnung oder Bilanz ermöglichen es Ihnen, eine solide Grundlage für Ihre Planung zu schaffen. Diese Daten sollten vergangene Einnahmen, Ausgaben und Cashflow-Trends umfassen, wodurch Sie z. B. Muster im Zahlungsverhalten der Kunden oder Preisveränderungen erkennen und realistische Annahmen treffen können.
  3. Einnahmen budgetieren: Neben den Einnahmen aus den zu Planungsbeginn vorhandenen Forderungen sind vor allem die zukünftigen Einnahmen zu prognostizieren. Schätzen Sie zukünftige Absätze anhand von Auftragsvorläufen und bewerten Sie im Markt befindliche Angebote und deren Realisierbarkeit. Auch Abnahmeverträge mit Kunden und Erfahrungswerte aus der Vergangenheit können hier als Grundlage fungieren. Berücksichtigen Sie saisonale Schwankungen, Markttrends und geplante Verkaufsstrategien. Ein realistisches Bild erhalten Sie, wenn sie auch Best-Case- und Worst-Case-Szenarien betrachten.
  4. Ausgaben prognostizieren: Erstellen Sie im vierten Schritt eine detaillierte Planung Ihrer Ausgaben. Dazu gehören neben dem zu Beginn vorhandenem Bestand an Verbindlichkeiten sowohl fixe Kosten wie Miete und Gehälter, als auch variable Kosten wie Material- oder Marketingausgaben. Berücksichtigen Sie zudem unregelmäßige Ausgaben, wie größere Reparaturen oder geplante Investitionen. Integrieren Sie die Auszahlungen für Zins- und Tilgungsleistungen bei Banken und auch Steuervorauszahlungen bzw. Steuerzahlungen, die für die Vergangenheit noch offen sind.
  5. Liquiditätsplanung erstellen: Nutzen Sie eine Vorlage, wie bspw. eine spezielle Software oder ein Planungstool, um die zusammengetragenen Daten einzugeben und in der Gesamtheit zu betrachten. Idealerweise können Sie in dem Tool auch verschiedene Szenarien simulieren. Integrieren Sie zur Verfügung stehende Kontokorrentlinien und erkennen Sie frühzeitig Engpässe, um Gegenmaßnahmen einleiten zu können.
  6. Liquiditätsplanung überwachen: Überwachen Sie Ihre Planung regelmäßig mit Liquiditätsmanagement-Tools und passen Sie diese bei Veränderungen an. Das Geschäftsumfeld kann sich schnell ändern, weshalb es wichtig ist, die Liquiditätsplanung aktuell zu halten. Sie können zudem Abweichungen zwischen Ihren prognostizierten und tatsächlichen Liquiditätsflüssen analysieren, um zukünftige Planungen zu verbessern bzw. weiter zu verfeinern.

Indem Sie als Geschäftsführer eines KMU diese Schritte befolgen, können Sie eine präzise Liquiditätsplanung erstellen. Diese hilft Ihnen, Ihre finanziellen Ressourcen zu managen, finanzielle Stabilität zu gewährleisten und fundierte Geschäftsentscheidungen zu treffen.

 

Welche Tools gibt es für Liquiditätsplanungen?

Um verlässliche Liquiditätsplanungen zu erstellen und zu verwalten, stehen KMU zahlreiche Tools zur Verfügung.

Ein weit verbreitetes Tool ist Microsoft Excel, das aufgrund seiner Flexibilität und umfangreichen Funktionen in vielen KMU bereits zum Einsatz kommt. Excel ermöglicht es, maßgeschneiderte Liquiditätsplanungen zu erstellen und komplexe Berechnungen durchzuführen. Hinzu kommt, dass es zahlreiche Vorlagen für Liquiditätsplanungen gibt, die von täglichen über vierteljährliche bis hin zu Dreijahres-Planungen reichen.

Für eine umfassende Automatisierung und Effizienzsteigerung gibt es spezielle Liquiditätsmanagement-Software. Diese Software-Tools integrieren Finanzdaten aus verschiedenen Quellen, was dabei hilft, Aufgaben zu automatisieren, den manuellen Aufwand zu reduzieren sowie die Genauigkeit der Daten zu gewährleisten. Dank ihrer Benutzerfreundlichkeit und übersichtlichen Dashboards können KMU sich einen schnellen Überblick über die aktuelle Situation und die zukünftige Entwicklung verschaffen. Mit der fortschreitenden Entwicklung von generativer KI und digitalen Assistenten können KMU noch präzisere Vorhersagen treffen und Trends sowie Risiken frühzeitig erkennen.

 

Fazit

Eine präzise Liquiditätsplanung ist für ein Unternehmen unverzichtbar. Sie bietet wertvolle Einblicke in die finanzielle Situation des Unternehmens und hilft bei der strategischen Planung und Entscheidungsfindung. Indem Sie regelmäßig Liquiditätsplanungen erstellen, überwachen und anpassen, vermeiden Sie finanzielle Engpässe, treffen fundiertere Entscheidungen und stärken somit auch das Vertrauen von Geldgebern in Ihr Unternehmen.

Nehmen Sie sich die Zeit, Ihre eigenen Liquiditätsplanungen zu erstellen. Tragen Sie Ihre historischen Daten zusammen, legen Sie Ihren Prognosezeitraum fest und nutzen Sie Liquiditätsmanagement-Tools wie Microsoft Excel oder spezielle Software, um Ihre Einnahmen und Ausgaben im Blick zu behalten. So sichern Sie die finanzielle Stabilität Ihres Unternehmens und sind bestens vorbereitet auf zukünftige Herausforderungen.

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